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Mit Mutismus Autofahren

Wenn es nach mir ginge, würde ich das gar nicht machen. Dann hätte ich keinen Führerschein und vor ein paar Monaten eigentlich auch gar kein Auto gekauft. Ein Auto ist allerdings in meiner Lebenssituation praktischer. Es spart mir täglich eine Stunde und dreißig Minuten Zeit, wenn der Verkehr gut ist. Ich habe gemerkt, dass ich die Zeit für mich brauche. Für mein frisch gekochtes Abendessen, den Sport und die Entspannung danach. Und nicht für öffentliche Verkehrsmittel.

Als das alte Auto kaputt war, habe ich tatsächlich kurz überlegt, es komplett abzuschaffen. Aber dann wäre die Gewohnheit wieder weg und wenn ich tatsächlich irgendwann noch einmal Autofahren müsste, ginge der ganze Kram wieder von vorn los. Die Angst war teilweise so schlimm, dass ich nicht gut schlafen konnte oder schon morgens an die Rückfahrt am Abend dachte. Das tue ich heute teilweise ja auch noch. Aber nicht in meinem Alltag. Deshalb ist es gut für mich, wenn das Auto eine Gewohnheit bleibt. Das kommt zur gesparten Zeit bei meinem Arbeitsweg dazu (ohne Corona-Homeoffice natürlich).

Angst vor ungeplanten Situationen

Beim Autofahren habe ich nicht unbedingt nur Angst vor einem Unfall. Da reichen schon im Sommer Traktoren oder Radfahrer und im Herbst Tiere. Im Winter ist es dann der Schnee, obwohl ich den liebe. Auf der Autobahn kämen andere Autofahrer dazu. Und Lkw. Oder wenn es ganz unglücklich läuft, ist es die Ampel, die jeden Moment umschalten könnte. Und alles, das fremd ist, macht mir sowieso Angst. Selbst das Navigationssystem nimmt mir die nur bedingt. Denn ich weiß dann trotzdem nicht, wie es an einem neuen Ort aussieht. Es zeigt mir nur die Strecke und die auch nur bedingt.

Autofahren bedeutet für mich als Mensch mit Mutismushintergrund also Angst. Vielleicht manchmal auch „nur“ Anspannung. Denn Panikattacken habe ich nicht. Mein Herzschlag ist weitestgehend normal. Zumindest sagt das meine Sportuhr. Die Situationen habe ich auch immer unter Kontrolle. Mit Panikattacken würde ich wahrscheinlich auch kein Auto fahren. Ich habe also nicht das Gefühl, durch meine Angst eine Gefahr zu sein. Im Gegenteil. Wenn ich weiß, wo ich fahre, finde ich sogar, dass ich eine gute Autofahrerin bin. Vorrausschauend und vorsichtig. Dann macht es mir mit dem neuen Auto sogar Spaß. Ich muss eben nur hundertprozentig wissen, wo ich hin will und wie ich da hin komme.

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