Überbleibsel vom Mutismus sind für mich misslungene spontane Gespräche mit fremden Menschen. Auf der Straße zum Beispiel. Wenn sie mehr wollen, als nach dem Weg zu fragen. Oder wenn sie etwas anderes wollen, das eben nicht mit ein bis zwei Sätzen zu beantworten ist.
Am Wochenende war ich mit meiner Kamera unterwegs. Offensichtlich hatte ich nur Fotoaugen und habe die Frau in ihrem Kleingarten nicht registriert, an dem ich stehen blieb, um ein Foto vom Wegesrand zu machen. Hätte ich das, wäre ich weiter gegangen. Denn die Frau kam mit einem Buchsbaumgespräch auf mich zu, weil sie dachte, ich würde ihren Garten fotografieren. Wunderbar. Mich interessierte aber etwas anderes.
Mit dem Mutismushintergrund kann ich inzwischen antworten. Ohne Probleme sogar. Aber so spontan und unvorbereitet ergeben meine gesprochenen Worte meist keinen Sinn. Zumindest nicht solchen, woraus ein Gespräch entstehen könnte. In diesem Fall ein Gartengespräch. Deshalb ist Mutismus für mich auch nicht vollständig heilbar. Natürlich habe ich in dem Moment nicht geschwiegen. Das „Symptom“ ist überwunden. Blockiert, um ein Gespräch zu führen, bin ich aber allemal häufig.
Unvorbereitete Gespräche vorbereiten
Gespräche, mit denen ich rechnen kann, sind ein wenig anders. Laufgespräche zum Beispiel. Es ist mir schon häufiger passiert, dass ich beim Laufen angesprochen wurde. Die Anfänge waren natürlich genauso blockiert. Aber inzwischen kenne ich die Möglichkeiten besser. Es könnte zum Beispiel etwas mit Hunden zu tun haben. Denn Spaziergänger mit Hunden sehe ich jedes Mal. Es könnte also ein unvorbereitetes Lauf- oder Hundegespräch sein, das ich vorbereiten kann.
Mit jedem misslungenen Gespräch kann ich also ein neues vorbereiten, sodass ich vor einigen Monaten doch tatsächlich ein Laufhundegespräch geführt habe. Vielleicht bin ich nun auch ein wenig auf ein Buchsbaumgespräch vorbereitet, wenn es noch mal dazu kommen sollte. Und vielleicht kann ich daraus auch ein Apfelbaum- oder Himbeerstrauchgespräch ableiten, weil nicht jeder Buchsbäume im Garten hat. Irgendwann zumindest.