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Wie ich mit Mutismus „ja“ und „nein“ sprechen gelernt habe

Ich war damals schon knappt vier Monate in der Psychiatrie und allmählich musste etwas passieren. Denn ich sprach noch immer nicht und so konnte es nicht weitergehen. Man erklärte mir, dass, selbst wenn sie es wollten, die Krankenversicherung die Kosten nicht mehr lange übernahm. Wenn ich in der Klinik keine Fortschritte machen würde, wäre das nicht die richtige Therapie. Dann müsse man etwas anderes für mich finden.

Das war ein Schlag in’s Gesicht. Wenn die Psychiatrie nicht half, was half mir dann? Das war doch die letzte Hoffnung für mich. Das war förmlich die Endstation in meinem Kopf. Was sollte es schon anderes geben? Ich hatte in der Klinik schließlich eine Menge Therapien. Einzeltherapie. Gruppentherapie. Bewegungstherapie. Ergotherapie. Reittherapie. Welche Therapie gibt es denn noch für Mutisten?

Man schlug mir eine Abmachung vor und ich musste einwilligen, um bleiben zu dürfen. Um nicht untherapierbar zu sein.

Geschlossene Fragen beantworten

Die Abmachung war, anstelle mit dem Kopf zu nicken oder ihn zu schütteln, zu sprechen. Zwei Worte. „Ja“ und „nein“. Für den Anfang. Und später sollte ein „ich kann nicht’s sagen“ dazukommen. Okay. Ja und nein. Ich gab der leitenden Stationsärztin die Hand. Denn so unmöglich klang es nicht. Das folgt schließlich klaren Regeln. Zwei Möglichkeiten. Ja. Oder nein. Mehr nicht.

Es durfte auch nicht unmöglich sein. So untherapierbar durfte ich nicht sein. Ich musste nur „ja“ und „nein“ sagen und sie versprach, dass sie allen Therapeuten und Betreuern von unserer Abmachung erzählen würde, damit sie geschlossene Fragen stellten.

Für den Anfang.

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